Am Horizont die Bundesliga

Es beginnt, wie es oft beginnt.

Der große Bruder möchte nach der Schule Fußball spielen gehen, die kleineren Geschwister wollen oder müssen gar mit. Mit auf die Straße, die Wiese, den Bolzplatz. Im Fall von Leila Haas aus Großbottwar sogar mit in den Verein. Aber von Müssen kann bei der quirligen Dreizehnjährigen keine Rede sein, da der Ball und sie sich schon immer magisch anziehen. Den sportlichen Wettstreit mit dem anderen Geschlecht scheut sie dabei von vorn herein nicht, sondern sucht ihn bewusst. „Beim Spielen mit den Jungs reizt mich, diese davon zu überzeugen, dass Mädchen auch kicken können. Außerdem lernt man sich durchzusetzen und das hilft mir mich weiter zu entwickeln.“

Die wiedergewonnene Freude am Kicken zeigt sie auf dem Platz. Und zwar so eindrücklich, dass bereits nach kurzer Zeit eine sehr erfreuliche Anfrage eintrifft. „Ich erhielt eine Einladung vom Mädchen- und Frauenförderzentrum der TSG 1899 Hoffenheim zum Probetraining. Diese Möglichkeit wollte ich mir nicht entgehen lassen und durfte so an zwei Sichtungsterminen teilnehmen. Und was soll ich sagen, man hat mich genommen und nun spiele ich dort in der U14 Mädchenmannschaft“.

Im Winter 2019 kehrt sie zum Heimatverein in Großbottwar zurück, um in ihrem ehemaligen Jungsteam, in dem sie sich angenommen und nicht zuletzt ob Ihrer Leistungen respektiert fühlt, kontinuierlich Trainingsinhalte und Spielpraxis zu erhalten. Dies passiert im Wechsel mit den Kraichgauern, die sich für Leila ein Gastspielrecht sichern. Die Belastungssteuerung erfolgt gemeinsam. All das bedeutet für die fleißige Gymnasiastin weit mehr Aufwand als zuvor, den sie für ihre Leidenschaft aber sehr gerne betreibt. „Ich bin pro Woche rund fünf Mal auf dem Platz. Das macht mir nichts aus, weil Fußball mir nie zu viel wird.“ Wer dabei ihre leuchtenden Augen sieht, der weiß, dass das keine bloße Floskel ist.

Momentan ist durch die Pandemie an diesen intensiven Rhythmus natürlich nicht zu denken, dennoch hält sie sich fit, so gut es eben geht. „Beim VfR haben wir eine virtuelle Laufgruppe mit Wochenaufgaben, dazu übe ich täglich mit dem Ball. Einzeltraining gab es bei der TSG auch schon.“ Auf die Frage, was sie antreibt und wie sie es schafft die Motivation hoch zu halten, kommt eine nicht unerwartete Antwort. „Mein großer Traum ist es, für das Damen-Bundesligateam der TSG 1899 Hoffenheim und vielleicht sogar in der Nationalmannschaft zu spielen.“ Leila träumt den Traum, den wohl jede(r) ambitionierte Sportler/in  träumt. Irgendwann zu den Besten ihres Fachs zu gehören. Im Sommer nun entscheidet sich, ob sie in Gänze zur U14/U15 der TSG wechselt. Man möchte es ihr gerne wünschen, denn Ehrgeiz und Fleiß bringt sie zu Genüge mit. Den Traum sowieso.

(Autor: Oliver Eberdt | April 2021)